Literatur und KI :
Vernunft ist auch eine Herzenssache

Von Ulla Hahn
Lesezeit: 9 Min.
Dichtende Computerprogramme sind inzwischen so gut, dass sie es inkognito in Lyrik-Publikationen schaffen. Wird der Autor überflüssig? Einige Gedanken zum Verhältnis von Künstlicher Intelligenz und Literatur.

Folgt man dem Axiom, dass die Sprache den Menschen macht, dann begann mit der Schrift die Virtualisierung des Menschen. Der Mensch musste nicht mehr zugegen sein, wo er seine schriftliche Spur hinterließ. Das schriftliche Wort machte ihn zum körperlosen Zeichen. Nach Jahrtausenden folgte dann der Schrift die Übertragung der menschlichen Stimme in dauerhaften Klang und ihre klangliche Konservierung; Suggestion realer Gegenwart des Sprechers. Heute begegnen wir schriftlicher Sprache meist in gedruckter Form, sei es auf Papier oder am Bildschirm. Im März vergangenen Jahres, am „Welttag der Poesie“, schickte mir ein Kollege ein Gedicht zu, per Mail, klar, mit der Frage, wie ich das denn finde: „Sonnenblicke auf der Flucht“.

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