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Projekt "Planetary Computer" Wie Microsoft das Artensterben bekämpfen will

Das Technologie-Unternehmen hat ein Projekt vorgestellt, das Forschern und Naturschützern bei der Analyse von Umweltdaten helfen soll. Beobachter loben Microsofts Initiative, sehen aber auch Probleme.
Microsoft-Präsident Brad Smith (Archivbild)

Microsoft-Präsident Brad Smith (Archivbild)

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Carolyn Kaster/ AP

Microsoft hat am heutigen Mittwoch eine Initiative vorgestellt, die Wissenschaftlern, Naturschutzorganisationen und Kunden des Unternehmens helfen soll, gegen das weltweite Artensterben vorzugehen. Dazu baut das Unternehmen eine neue Plattform auf, die es "Planetary Computer" nennt.

Das System soll unter anderem Umweltorganisationen dabei unterstützen, den Zustand von Ökosystemen besser zu analysieren, um das Artensterben anschließend möglichst effizient bekämpfen zu können. Die gewonnenen Daten werden kostenlos veröffentlicht, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage. Im Zuge des Projekts "AI for Earth" unterstützt Microsoft nach eigenen Angaben bereits mehr als 500 Organisationen mit Programmen, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren. So habe eine australische Umweltbehörde in wenigen Sekunden Unterwasser-Videoaufnahmen auswerten lassen und die Zählung der lokalen Fischbestände automatisieren können. Die KI hatte gelernt, unterschiedliche Fischarten in dem Bewegtbild zu unterscheiden, und konnte diese so zählen.

Das neue System könnte laut Microsoft anhand von Satellitenaufnahmen die Baumdichte in Wäldern schneller analysieren oder einen Algorithmus mit Messdaten von Gewässern füttern, um das Überschwemmungsrisiko verschiedener Gebiete zu berechnen.

Microsoft will helfen, neue Nationalparks zu schaffen

Microsoft-Präsident Brad Smith stellte die Pläne in einem Blogpost und in einer Videobotschaft vor. Smith kündigte darin auch an, dass sein Unternehmen bis zum Jahr 2025 eine größere Landfläche schützen wolle, als das Unternehmen selbst nutzt. Das solle unter anderem durch die Unterstützung bei der Schaffung neuer Nationalparks gelingen. Zusammen mit dem Umweltanalyseverband GEO hat Microsoft außerdem ein eine Million Dollar schweres Förderprogramm ausgelobt, auf das sich Forschungsprojekte bewerben können, die das "Planetary Computer"-Projekt nutzen wollen.

In dem neuen System sollen insgesamt mehrere Billionen Datenpunkte gespeichert werden, die zeigen, in welchem Zustand die verschiedenen Ökosysteme weltweit sind, wie sie geografisch aufgebaut sind und welche Arten wo leben. Solche grundlegenden Informationen über den Zustand des Planeten seien längst nicht für alle Regionen der Erde so detailliert verfügbar, wie sich Wissenschaftler dies wünschten.

"Planetary Computer" ist das zweite von Microsoft vorgestellte Umweltschutzprojekt in diesem Jahr. Im Januar präsentierte das Unternehmen seinen Plan, bis 2050 den gesamten CO2-Fußabdruck, den es seit 1975 verursacht hat, wiedergutzumachen. Die großen Tech-Konzerne überbieten sich seit einigen Jahren mit ambitionierten Umweltschutzprojekten.

Zusammenarbeit mit Ölkonzernen sorgt bei Umweltschützern für Kritik

Chris Adams hat auf dem letzten Kongress des Chaos Computer Clubs einen Vortrag über mehr Nachhaltigkeit in der Digitalisierung gehalten. Er begrüßt Microsofts neueste Umweltschutzinitiative. Adams sieht das Unternehmen auf einem der Spitzenplätze in Sachen Nachhaltigkeit im Vergleich zu anderen Tech-Konzernen.

Er kritisiert allerdings, dass Microsoft mit großen Öl- und Gasfirmen zusammenarbeitet. "Man braucht keinen Supercomputer, um zu erkennen, dass solche Initiativen unterminiert werden, wenn Microsoft gleichzeitig aggressiv Verträge mit Ölkonzernen jagt und ihnen dabei hilft, mehr fossile Brennstoffe aus der Erde zu holen", sagt Adams, der sich mit seinem Beratungsunternehmen Greening.Digital für eine nachhaltigere Digitalisierung einsetzt. Adams bezieht sich dabei unter anderem auf die Zusammenarbeit zwischen Microsoft und dem britischen BP-Konzern . Dabei helfen Microsoft-Tools BP-Ingenieuren, effizienter unterirdische Ressourcen auszubeuten. Eine Microsoft-Sprecherin erklärte zu der Kritik von Umweltschützern, dass fossile Brennstoffe noch für eine Übergangszeit nötig seien, um die globale Energieversorgung sicherzustellen. Grundsätzlich sei es aber das Ziel, zu einer Energieversorgung überzugehen, die wenig oder gar keinen CO2-Ausstoß verursache.

hpp