Bauarbeiter vor Kränen

Chinas Vertrauensfrage: Harte oder smarte Landung – womit müssen wir rechnen?

Die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Signale aus China sorgen für Verunsicherung. Ein China, dessen Wirtschaft langsamer wächst, kann die Welt verkraften. Ein China, in dem Zweifel an der Reform- und Kontrollfähigkeit der Regierung aufkommen, wäre jedoch ein ernstes Problem. China droht in eine Spirale fortschreitenden Vertrauensverlusts zu geraten.

In der aktuellen Ausgabe des Asia Policy Brief analysiert Bernhard Bartsch, Senior Expert im Programm "Deutschland und Asien", die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in China. Die Volksrepublik befindet sich mitten in einer Umbruchphase mit ungewissem Ausgang - für China und die Welt. Wie China den Übergang zu einem nachhaltigeren Entwicklungsmodell meistern wird, hängt maßgeblich vom Vertrauen in die Steuerungsfähigkeit der Regierung ab. Doch die beunruhigenden Signale häufen sich, ob bei der Antikorruptionskampagne oder bei der Finanzmarktsteuerung, ob bei Chinas Umgang mit internationalen Unternehmen oder seinen Nachbarstaaten. Die Zeiten, in denen China als Garant globaler Stabilität galt, sind vorbei. Dabei lautet die große Frage in Bezug auf China heute nicht mehr Aufstieg oder Zusammenbruch, sondern "good governance" oder "bad governance". Ein Erfolg der Reformagenda von Präsident Xi Jinping erscheint derzeit gleichermaßen wahrscheinlich wie ihr Scheitern oder eine Stagnation im derzeitigen Status der Ungewissheit.

In Deutschland sollte man jede dieser Optionen ernst nehmen und durchspielen. Denn allen Szenarien ist gemein: Das Umfeld für wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit wird schwieriger werden. Die Exporte in die Volksrepublik machen rund zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus. Für viele Unternehmen spielt China sogar eine weit wichtigere Rolle. 2014 erwirtschafteten die DAX-Konzerne mit dem China-Geschäft gut 13 Prozent ihres Gesamtumsatzes, insgesamt rund 132 Milliarden Euro. Bisher profitiert Deutschland von einem Sonderverhältnis zu China. Mit keiner großen Industrienation arbeitet China intensiver und vertrauensvoller zusammen. Allerdings sollte sich Deutschland nicht zu sehr auf seine besonderen Zugänge zu verlassen, sondern über Alternativen nachdenken.

In den Asia Policy Briefs analysieren namhafte Autoren und Experten der Bertelsmann Stiftung Entwicklungen in Asien und ihre Folgen für Deutschland und Europa. Sie geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zu aktuellen Ereignissen und Trends in den bedeutendsten Ländern Asiens. Weiterhin entwickeln sie Konzepte, wie Politik und Gesellschaft auf den Wandel angemessen reagieren können. Alle bisher erschienenen Ausgaben der Asia Policy Briefs finden sie hier als Download.