deutsche und chinesische flagge

Das Ende der Panda-Politik

Deutschland genießt zu China ein Sonderverhältnis – noch. Doch je mehr der politische und wirtschaftliche Wettbewerb zunimmt, umso mehr muss sich Deutschland auf Konflikte einstellen. Starken deutschen Interessen stehen bisher aber oft nur schwache Instrumente gegenüber. 

In der aktuellen Ausgabe des Asia Policy Briefs erörtert Berhard Bartsch, Senior Expert im Programm "Deutschland und Asien" der Bertelsmann Stiftung, die engen wirtschaftlichen und politischen Verbindungen zwischen beiden Ländern und zeigt anhand von aktuellen Diskussionen zugleich mögliche Bruchstellen auf, an denen die bislang harmonische Grundstimmung gefährdet ist.

Lange ergänzten sich deutsche Innovationskraft und Chinas Modernisierung ideal. Doch Beispiele wie das Übernahmeangebot für den Roboterhersteller Kuka vom chinesischen Konzern Midea schüren Befürchtungen, die Chinesen könnten sich deutsches Kern-Know-How sichern. Die Diskussion, wo angesichts Chinas offensiver Expansion auf die Weltmärkte die Linie zwischen effektiver Standortsicherung und Protektionismus verlaufen sollte, wird auch künftig das deutsch-chinesische Verhältnis begleiten und belasten, schätzt Bartsch.

Auch die Debatte um Chinas Anerkennung als Marktwirtschaft stellt für die deutsch-chinesischen Beziehungen ein Spannungsfeld dar. Rein inhaltlich besteht ein breiter Konsens, dass China die Voraussetzungen dafür noch nicht erfüllt. Unternehmen klagen darüber, dass sich die Wettbewerbsbedingungen für ausländische Firmen in China und chinesische Firmen in Europa erheblich voneinander unterscheiden. Doch eine chinesische Klage vor dem WTO–Gericht gilt als zu riskant. Deshalb wird den Europäern kaum eine andere Wahl bleiben als Chinas Wunsch weitgehend nachzugehen – und sich auf die Suche nach neuen Handelsschutzinstrumenten zu machen, die mit WTO-Recht kompatibel sind, meint Bartsch.

Deutschland sollte sich darauf einstellen, künftig mit China auch Auseinandersetzungen führen zu müssen, die härter sein werden als in der Vergangenheit. Bisher seien solche Konflikte kaum eingeübt. "Die Herausforderung", so Bartsch, "wird darin bestehen, Strukturen zu schaffen, um Konflikte aushalten und so weit isolieren zu können, dass sie nicht andere Bereiche der Beziehungen belasten. Dafür ist es notwendig, das Bewusstsein für die eigenen Interessen zu schärfen und Instrumente zu entwickeln, um diese möglichst auch durchsetzen zu können."

In den Asia Policy Briefs analysieren namhafte Autoren und Experten der Bertelsmann Stiftung Entwicklungen in Asien und ihre Folgen für Deutschland und Europa. Sie geben Antworten auf die wichtigsten Fragen zu aktuellen Ereignissen und Trends in den bedeutendsten Ländern Asiens. Weiterhin entwickeln sie Konzepte, wie Politik und Gesellschaft auf den Wandel angemessen reagieren können.

Den aktuellen Asia Policy Brief können Sie hier<link de publikationen publikation did wirtschaft-im-abschwung-asiens-blick-auf-china-1 im asiens blick auf> herunterladen.

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