Hochschulperle

Hochschulperlen sind innovative, beispielhafte Projekte, die an einer Hochschule realisiert werden.

Hochschulperle (Logo)

 
Weil sie klein sind, werden manche Projekte jenseits der Hochschulmauern kaum registriert. Weil sie glänzen, können und sollten sie aber auch andere Hochschulen schmücken. Jeden Monat stellt der Stifterverband eine Hochschulperle vor. Die Auszeichnung ist undotiert. Aus allen Hochschulperlen des Monats wird anschließend die Hochschulperle des Jahres gewählt, die mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro versehen ist.

 

Im Jahr 2024 steht die Auszeichnung unter dem Motto "Lehrkräftebildung neu gestalten".

Der Lehrkräftebildung fehlt es seit Jahren an Nachwuchs, und in den nächsten Jahren wird sich diese Situation weiter zuspitzen. Offenbar gelingt es mit den bisherigen Strategien nicht, genügend junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass angehende Lehrkräfte derzeit nur unzureichend auf die Herausforderungen der Transformation unserer Gesellschaft vorbereitet werden.

Die Gestaltung einer zukunftsorientierten Lehrkräftebildung erfordert, mutig und kreativ neue Wege zu gehen. Wie diese aussehen können, zeigt der vom Stifterverband veröffentlichte Masterplan "75 Maßnahmen für die Lehrkräftebildung der Zukunft" auf, der gemeinsam mit relevanten Akteurinnen und Akteuren entstanden ist. Diese sollen je nach den spezifischen Herausforderungen und Ausgangsbedingungen in den Ländern angepasst werden und gleichzeitig als Anstoß für eine breite öffentliche Diskussion über die zukünftige Gestaltung der Lehrkräftebildung dienen. 

Akteurinnen und Akteure aller Phasen der Lehrkräftebildung sind nun gefragt, an der Umsetzung des Masterplans mitzuwirken. Im Jahr 2024 zeichnet der Stifterverband daher Projekte, die Lehrkräftebildung neu gestalten, mit der Hochschulperle des Monats aus, um sie überregional sichtbar zu machen und andere Hochschulen zu inspirieren.

 

Hochschulperle des Monats März 2024

Das Projekt "Forschungs- und berufsfeldbezogene Kompetenzen fördern" der Leibniz Universität Hannover erweitert die berufspraktischen Kompetenzen von Lehramtsstudierenden im Fach Englisch: Um den Praxisanteil im Lehramtsstudium des Englischen zu erhöhen, wird in diesem Lehr-Lern-Projekt ein Workshop mit digital-gestützten Elementen entwickelt, durchgeführt und evaluiert. Unter Anwendung digitaler Plattformen der Sprachwissenschaft und linguistischer Analysetools reflektieren Studierende ihren eigenen Erwerb und Gebrauch der Fremdsprache Englisch und entwickeln zudem Konzepte für einen authentischen und lebensnahen Unterricht.

Ziel des interdisziplinären Workshops zwischen Englischer Linguistik und dazugehöriger Fachdidaktik ist es, forschungs- und berufsfeldbezogene Kompetenzen zu fördern. Die Studierenden entwickeln hier Unterrichtsentwürfe zum Seminarthema "English as a Lingua franca", also Englisch als Verkehrssprache zwischen Menschen mit unterschiedlicher sprachlicher und kultureller Herkunft. Anhand von Vorgaben, wie sie beispielsweise in Schulpraktika und im Referendariat üblich sind, gestalten die angehenden Lehrpersonen Unterrichtsskizzen, Aufgabenstellungen, Methoden und dazugehörige Arbeitsmaterialien. In einer abschließenden Präsentation und Diskussion mit der Seminarleitung und den Mitstudierenden werden die Ergebnisse zur nachhaltigen Festigung reflektiert. Die empirische Begleitforschung zeigt, dass der Workshop die fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen der Studierenden vertieft.

Projekt "Forschungs- und berufsfeldbezogene Kompetenzen fördern" (Visual)

"Das Lehr-Lern-Projekt des Englisch-Seminars fördert die interdisziplinäre Ausbildung und digitale Kompetenzvermittlung in der Lehrkräftebildung beispielhaft", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats März nach Hannover zu vergeben. "Durch den gezielten Praxisbezug in der Fachwissenschaft Englisch haben die Studierende früh im Studium die Chance, ein ausgeprägtes Bewusstsein für ihren Lehramtsberuf zu entwickeln. Ein wichtiger Baustein, um die Abbruchquote im Lehramtsstudium zu verringern."

Die weiteren Hochschulperlen im Jahr 2024

Januar: Kinderschutz-Fachtag Schule (Frankfurt UAS)

Kinderschutz-Fachtag Schule (Foto: Frankfurt UAS)
Foto: Frankfurt UAS

In dem Projekt "Kinderschutz-Fachtag Schule" stellt die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) für alle Lehrkräfte in Hessen einen Moodlekurs zum Thema Kinderschutz und Kindeswohlgefährdung bereit. Lehrkräfte können sich auf der Lernplattform der Hessischen Lehrkräfteakademie anmelden und das Kursangebot nutzen.

Der Kurs wurde durch Frankfurt UAS interdisziplinär (Soziale Arbeit, Rechtswissenschaften, Medizin) in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium konzipiert. Ursprünglich wurde er für die Lehre der Sozialen Arbeit initiiert, wo er bereits an über 20 Hochschulstandorten bundesweit zum Einsatz kommt. Aufgrund der großen Bedeutung des Themas wurde das Konzept angelehnt an das "Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre" weiterentwickelt und als Weiterbildungskurs auch auf Lehrkräfte in Schulen zugeschnitten.

Oft sind Lehrkräfte die ersten und manchmal auch die einzigen Ansprechpartner für Schulkinder, die in der Familie misshandelt werden. Den Lehrerinnen und Lehrern sollen durch den Weiterbildungskurs die Angst vor dem Thema genommen und Handlungskompetenzen vermittelt werden. Dabei sind Netzwerkarbeit und Interdisziplinarität unverzichtbar. Lehrkräfte lernen hier, wie die am Kinderschutz beteiligte Professionen und Institutionen wirksam zusammenarbeiten und welche Rolle sie selbst dabei haben. Für den Kurs wird ein konkreter Fall aus der Schule pseudonymisiert und über verschiedene Lernstationen begleitet. Auch Schulleitung, Kinderschutzfachkräfte, Lehrkräfte und das Kultusministerium kommen zu den Schutzkonzepten gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch zu Wort. Der Kurs ist für acht Zeitstunden konzipiert. Darüber hinaus gibt es ergänzend weiterführende Informationen für das Selbststudium, um Kindeswohlgefährdungen schneller zu entdecken und betroffene Kinder und ihre Familien professionell zu begleiten.

"Der Kinderschutz-Fachtag Schule ist praxisnah konzipiert und fördert die Professionalisierung der Lehrkräfte", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Januar nach Frankfurt zu vergeben. "Das Projekt zeigt, dass nicht nur Universitäten an der Lehrkräftebildung teilhaben. Hier wird deutlich, welch wichtigen Beitrag auch engagierte Menschen in Institutionen leisten können, die bisher nicht in der Lehrkräftebildung involviert waren."

Weitere Informationen zum Online-Modul auf der Website der Frankfurt UAS
Lernplattform der Hessischen Lehrkräfteakademie

Februar: Teachers as Changemakers (Universitäten Bamberg & Würzburg)

Tac-Marktag (Foto: Jürgen Schabel)
Foto: Jürgen Schabel

Im Rahmen des Projekts "Teachers as Changemakers" (TaC) werden Lehramtsstudierende zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für sozialunternehmerisches Denken und Handeln an den Schulen ausgebildet. Die Otto-Friedrich-Universität Bamberg und die Julius-Maximilians-Universität haben hierfür gemeinsam neue Bausteine für die Lehrkräftebildung gestaltet. Ihr Verbundprojekt vermittelt den angehenden Lehrkräften Entrepreneurial Skills – Zukunftskompetenzen, mit denen sie traditionell nicht in Berührung kommen.

Wie kann man als Lehrkraft Schulkinder in ihrer Selbstwirksamkeitserwartung und Persönlichkeitsentwicklung positiv unterstützen? Wie kann man sie befähigen, ihre eigene Zukunft nachhaltig und sozial zu gestalten? Das TaC-Projekt wird durch diese Fragen geleitet. Es zeichnet sich durch einen ganzheitlichen Ansatz aus; Theorie und Schulpraxis werden stets miteinander verknüpft. In Lehrveranstaltungen, Impact-Werkstätten und Workshops werden relevante Themen rund um Social Entrepreneurship diskutiert und praktisch erprobt. Lehramtsstudierende entwickeln eigene Lehrbeispiele und gestalten zudem eigene Projekte im direkten Austausch mit Schülerinnen und Schülern. So werden sie für zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen qualifiziert und können zugleich ihre unternehmerischen Kompetenzen stärken.

Mit "Teachers as Changemakers" wollen die beiden Verbundpartner Lehrkräften die Chance geben, an den Schulen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu wirken. So werden kommende Generationen dazu befähigt, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und den sozialen und ökologischen Wandel aktiv mitzugestalten.

Die Ausbildungsangebote des Projekts richten sich an Dozierende, an die rund 9.000 Lehramtsstudierenden an beiden Universitäten und auch an Lehrkräfte ausgewählter Partnerschulen und deren Schüler und Schülerinnen. Der zugrundeliegende Ansatz der Social Entrepreneurship Education verbindet dabei Inhalte der Bildung für nachhaltige Entwicklung mit der Social-Entrepreneurship-Dimension, um eine ganzheitliche Kompetenzentwicklung zu ermöglichen. Neben fachlichen Lernzuwächsen werden insbesondere elementare Persönlichkeitskompetenzen und zentrale Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen gestärkt. Dazu gehören unter anderem Kompetenzen wie Eigenverantwortung, Eigeninitiative, Innovationsfreude, kontrollierte Risikobereitschaft, ein konstruktiver Umgang mit Fehlschlägen und Umbrüchen sowie Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen.

"Das TaC-Projekt gestaltet die Lehrkräftebildung zeitgemäß, indem es wichtige sozialunternehmerische Future Skills fördert. Lehrkräfte werden befähigt, Schulkindern notwendige Kompetenzen zu vermitteln, mit denen sie später aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben und es gestalten können", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Februar nach Bamberg und Würzburg zu vergeben. "Dass das Modul nicht nur absolviert, sondern über die im Curriculum vorgesehenen Credits auch ins Studium eingebracht werden kann, ist beispielhaft."

Details zum Projekt auf der Website der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Details zum Projekt auf der Website der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Kontakt

Johannes Föhles (Foto: Damian Gorczany)

Johannes Föhles

ist Programmmanager im Bereich "Programm und Förderung" beim Stifterverband.

T 0201 8401-493

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