V.l.n.r.: Liz Mohn, Toomas Hendrik Ilves mit dem Reinhard Mohn Preis 2017 und Brigitte Mohn.

Reinhard Mohn Preis 2017 an Toomas Hendrik Ilves verliehen

Am 29. Juni verliehen wir den Reinhard Mohn Preis 2017 zum zukunftsweisenden Thema "Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital." an den ehemaligen estnischen Staatspräsidenten Toomas Hendrik Ilves. Er wurde als Vordenker und Antreiber der Digitalisierung in Regierung, Verwaltung und Bildung geehrt.

Der ehemalige estnische Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves erhielt am 29. Juni unseren Reinhard Mohn Preis 2017 zum Thema "Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital." Ilves nahm die mit 200.000 Euro dotierte Auszeichnung aus den Händen unserer stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Liz Mohn entgegen. "Digitalisierung muss jeden Tag aktiv gestaltet werden. Das ist eine Aufgabe, die Gesellschaft und Politik nur im Dialog mit der Wirtschaft lösen können. Ilves hat genau das getan. Das macht ihn zu einem würdigen Träger des Reinhard Mohn Preises."

Mit der Preisvergabe würdigen wir Ilves als einen Politiker, der die Möglichkeiten der Digitalisierung für gesellschaftlichen Aufbruch früh erkannt hat. "Mit dem Reinhard Mohn Preis ehren wir Persönlichkeiten, die wegweisende Lösungen nicht nur gedacht, sondern auch umgesetzt haben. Toomas Hendrik Ilves ist sowohl Vordenker als auch Antreiber, der Estland im wahrsten Sinne des Wortes zu einem 'Smart Country' gemacht hat", so Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

Erfahren Sie mehr über Leben und Wirken unseres Preisträgers im Video:

Preisträger hielt beeindruckende Rede

Estland gilt heute weltweit als digitale Vorzeigenation. Ilves trug mit seinem politischen Gestaltungswillen wesentlich dazu bei, dass sein Heimatland die Digitalisierungsbemühungen der einzelnen Ministerien in einer nationalen Strategie bündelte. Als ehemalige sowjetische Teilrepublik hat Estland die frühe und konsequente Digitalisierung auch dazu genutzt, Korruption einzudämmen, den ländlichen Raum infrastrukturell zu fördern und Meinungsfreiheit zu etablieren.

Datensicherheit betrachtet Ilves eher als Werkzeug denn als Problem. In seinem Konzept von Datensouveränität sieht er den Bürger als aktiven Gestalter. "Tatsache ist, dass es zwischen Sicherheit und Freiheit keinen notwendigen Gegensatz und kein bedingtes Verhältnis gibt. Man kann beides haben. Sich dessen bewusst zu sein, ist besonders wichtig inmitten der Flut von Vorschlägen im gesamten demokratischen Westen, dass das Kompromittieren der Freiheit im Internetzeitalter notwendig sei, um die Sicherheit zu garantieren", so der Este in seiner Dankesrede.

Für die Esten ist Internetzugang ein Grundrecht. Eine elektronische Identifikation samt digitaler Unterschrift erlaubt es den Bürgern bereits seit 2002, nahezu alle notwendigen Behördenkontakte online zu erledigen. Bei der elektronischen Identifikation wird jeder einmal erfasst, danach ist der Staat nur noch Service- und Sicherheitsgarant. Selbst Ausländer können eine virtuelle Identität beantragen, mit der sich Firmen gründen oder Bankgeschäfte erledigen lassen.

"Deutschland muss für die Gestaltung der digitalen Transformation mehr tun. Das ist wichtig für unsere Wettbewerbsfähigkeit und für die Menschen in unserem Land. Dafür braucht es vor allem Mut, Kreativität und Entschlossenheit."

Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, während ihrer Rede

Schwedischer "Digital Champion" hält Festrede

Die Festrede vor rund 450 Gästen im Theater Gütersloh hielt Prof. Jan Gulliksen. Er zählt seit Gründung der Initiative 2012 für die Europäische Kommission zu den "Digital Champions" Schwedens und ist unter anderem Dekan der "School of Computer Science and Communication" am Royal Institute of Technology sowie Mitglied der Digitalisierungskommission der schwedischen Regierung. "Toomas Henrik Ilves hat eine wichtige Führungsverantwortung gezeigt. Estland ist in Europa die Nummer 1, wenn es um digitale öffentliche Dienste nach dem Digital Economy and Society Index der Europäischen Union geht", unterstrich Gulliksen in seiner Laudatio. Er wies außerdem darauf hin, wie wichtig digitale Kompetenzen für uns alle sind. Dieser Verantwortung müssten auch die nationalen Bildungssysteme gerecht werden.

Die Aufzeichnung des kompletten Festakts und den Eröffnungsfilm finden Sie in unserer YouTube-Playliste.

Die Rede von Toomas Hendrik Ilves gibt es hier zum Nachlesen (es gilt das gesprochene Wort!): im englischen Original sowie in der deutschen Übersetzung.

Die Keynote von Prof. Jan Gulliksen finden Sie ebenfalls hier zum Nachlesen (auch hier gilt das gesprochene Wort!): im englischen Original.

Die Preisträgerbroschüre in zwei Sprachen finden Sie hier zum Download.

Das offizielle Buch zum Reinhard Mohn Preis 2017 ist als Hardcover und E-Book erhältlich.

Eindrücke vom Festakt haben wir für Sie in einer Bildergalerie gesammelt: