Experiment: Park mit Gesichtserkennung überwacht
Die New York Times zeigt in einer Reportage, wie einfach sich ein Park mit Gesichtserkennungssoftware überwachen lässt - für unter 100 US-Dollar.
Die US-Zeitung New York Times weiß, wer an einem Tag im März durch den New Yorker Bryant Park flaniert oder gehetzt ist. Die Journalisten glichen die Videobilder der Park-Webcams mit den Bildern der Mitarbeiter auf Webseiten von Firmen ab, die ihren Sitz in der Nähe des Parks haben. Mit dem Experiment will die Zeitung zeigen, wie einfach es in den USA ist, ein Überwachungssystem mit Gesichtserkennung zu errichten.
Die Webcams im Bryant Park wurden vor 12 Jahren auf einem Restaurant installiert. Die Streams sind öffentlich zugänglich und sollen laut dem Betreiber des Parks eigentlich dazu dienen, dass Besucher sehen können, wie voll im Winter die Eisfläche zum Schlittschuhlaufen oder ob die Wiese frei zum Sonnenbaden ist. Die New York Times nutzte die Streams, um ein Videoüberwachungssystem mit Gesichtserkennung aufzubauen - für unter 100 US-Dollar.
2.750 Gesichter in neun Stunden
Die Bilder der Webcams sowie die Fotos der Mitarbeiter benachbarter Firmen analysierte die New York Times mit Hilfe des Cloud-Gesichterkennungsdienstes Amazon Rekognition. Ähnliches gibt es auch von Microsoft, IBM und Megvii. In einem Zeitraum von neun Stunden erkannte das System 2.750 Gesichter von Parkbesuchern. Es handle sich jedoch nicht um 2.750 einzelne Personen, da das System die Besucher während ihres Aufenhaltes im Park mehrmals erfassen konnte. Der Dienst von Amazon sei für jeden Menschen mit einer Kreditkarte nutzbar, schreibt die New York Times. Für die Analyse des Videomaterials habe man 60 US-Dollar bezahlen müssen. Das zeige, wie einfach und günstig es sei, ein Videoüberwachungssystem mit Gesichtserkennung aufzubauen.
Eine der erkannten Personen ist der Professor Richard Madonna, der an einer Universität in der Nähe des Parks lehrt. Dieser zeigte sich gegenüber der New York Times schockiert, wie einfach er von dem System erkannt werden konnte. Die Webcam hatte ihn nur von der Seite aufgenommen, dennoch wurde er mit 89-prozentiger Sicherheit erkannt, als er sich mit einem Bewerber für eine Stelle zum Mittagessen traf.
Eine Person mit ein paar Kameras und Gesichtserkennungstechnologie könne eine Menge über die alltäglichen Gewohnheiten von Menschen lernen, schreibt die New York Times: "Wann kommen sie jeden Tag im Büro an, mit wem trinken sie Kaffee, oder verlassen sie die Arbeit frühzeitig."
Behörden nutzen Gesichtserkennungssoftware
Auch die Polizei kann auf die Bilder von unzähligen Kameras zugreifen. Und könnte sie mit Gesichtsdatenbanken wie der Führerscheindatenbank in den USA oder in Deutschland mit dem Melderegister - und damit mit den Passbildern der Bürger - abgleichen. Damit ließe sich die Bevölkerung im großen Stil überwachen.
In den USA werden bereits Aufnahmen von Tatorten per Gesichtserkennung mit erkennungsdienstlichen Aufnahmen aus den Polizeidatenbanken abgeglichen. Dazu wird auch Amazons Gesichtserkennungssystem verwendet - wogegen sich Protest von Amazon-Aktionären und Bürgerrechtsorganisationen regt. Auch hierzulande setzte die Polizei bei den Ermittlungen nach dem G20-Gipfel in Hamburg eine Gesichtserkennungssoftware ein. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar äußerte massive Bedenken und forderte eine Löschung der Datenbank.
In China gehört die Erstellung von Bewegungsprofilen mithilfe von Gesichtserkennung bereits zum Alltag, erst Anfang des Jahres waren 6,8 Millionen mit Gesichtserkennung ermittelte Aufenthaltsorte öffentlich im Internet einsehbar. Eine Überwachungsfirma hatte die Datenbank, in der die Bewegungsprofile gespeichert wurden, nicht abgesichert.
Auch in Deutschland wurden bereits erste Tests zu einer biometrischen Gesichtserkennung am Berliner Südkreuz durchgeführt - ein weiterer Versuch zur Verhaltenserkennung wurde jedoch gestoppt.
Solange nicht überall Kameras hängen, nutzlos. Falsch, es liegt in der Hand derjenigen...
Man arbeitet daran, auf EU-Ebene. Erstmal wird das verkauft als Abwehrmaßnahme gegen...
Mein Fehler: Offenbar gibt es mehrere Richard Madonna, der genannte kommt aus einen...