Pulsmesser am Fahrradlenkrad

Gesund dank Algorithmen? Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps für Patient:innen

Im Rahmen des Kooperationsprojektes "Algorithmen fürs Gemeinwohl" von Stiftung Neue Verantwortung und Bertelsmann Stiftung haben wir drei Anwendungsfelder algorithmischer Systeme sektorübergreifend diskutiert. Nach der Auseinandersetzung mit Predictive Policing und Robo Recruiting  analysiert Anita Klingel nun die Chancen und Risiken beim Einsatz von Gesundheits-Apps für Patient:innen in einem neuen Arbeitspapier. 

Fast jeder zweite Deutsche nutzte bereits 2017 eine Gesundheits-App, Tendenz stark
steigend. Mithilfe solcher Angebote können Smartphone-Nutzer:innen beispielsweise die eigenen Vitalfunktionen überwachen oder die korrekte Einnahme von Medikamenten sicherstellen. Ihren größten Nutzen könnten algorithmische Systeme jedoch vor allem im regulierten Bereich des Gesundheitsmarktes entfalten. Während blindes Vertrauen gegenüber Gesundheits-Apps unangebracht ist, kann ein maßvoller und regulatorisch eingerahmter Einsatz positive Effekte für die Gesundheits-versorgung, die Gesundheitsaufklärung, das medizinische Fachpersonal und das Gesundheitssystem nach sich ziehen.

An der Schnittstelle zwischen digitaler Technologie und medizinischem Fachwissen sind jedoch noch viele Fragen offen: Welche Daten nutzen Gesundheits-Apps und wozu? Wie zuverlässig sind die Prognosen, die aus diesen Daten abgeleitet werden? Wer nutzt die Ergebnisse dieser Analyse und für was? Wie nachvollziehbar ist für Nutzer:innen, was ein individuelles Ergebnis bedeutet? Und wer stellt sicher, dass alle diese Schritte technologisch, medizinisch und ethisch korrekt ablaufen?

Dieses Papier will dabei helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Es zeigt Maßnahmen auf, die für einen patientenförderlichen Einsatz von algorithmenbasierten Gesunsheitsapps nötig sind. Von einer umfassenden Evaluation und Wirkungsmessung, der Ermöglichung von Datensouveränität und Interoperabilität bis hin zu einem Kompetenzaufbau bei Patient:innen und Ärzt:innen stellt das Papier eine große Bandbreite an Lösungsansätzen vor.

Es richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit, an Organisationen und Personen, die solche Apps entwickeln und an Expert:innen aus dem Gesundheitsbereich, die sich über die Digitalisierung der Branche informieren möchten. Ziel ist es einerseits, ein Bewusstsein für die spezifischen Herausforderungen algorithmenbasierter Gesundheits-Apps zu schaffen und andererseits das immense Potenzial aufzuzeigen, das ihre Nutzung für Patient:innen in ganz Deutschland birgt.