Ingenieure nutzen Virtual Reality mit VR-Brillen Check und Steuerung der Automatisierung der Roboter. Industrie auf Monitoring-System-Software.

Silicon Wadi meets Hinterland – wie der deutsche Mittelstand und israelische Startups voneinander profitieren können

Deutschland und Israel stehen vor ähnlichen Herausforderungen und Chancen hinsichtlich Globalisierung und Digitalisierung. Welches Potential steckt in einem Innovationsaustausch? Wie kann man erfolgreich zusammenarbeiten? Unsere Studie „German and Israeli Innovation – The Best of Two Worlds” zeigt: Vernetzung ist für die Gestaltung der deutsch-israelischen Zusammenarbeit entscheidend. Und dafür können neuartige Plattformen wertvolle Impulse liefern.

Um im globalen Wettbewerb unter den Bedingungen des rasanten technologischen Wandels bestehen zu können, muss Deutschland seine Innovationskraft weiter steigern. Deutsche mittlere und größere Unternehmen über 50 Millionen Euro Umsatz und mit mehr als 250 Mitarbeitern, viele davon familiengeführt, mit einer langen Tradition und exportorientiert, haben einen hohen Innovationsbedarf. Alleine Nordrhein-Westfalen beherbergt 3.494 davon (Stand 2018).

Israel gilt mit seinen über 6.000 Startups als führende Startup Nation. Das Land weist die höchste Dichte an Startups pro Kopf weltweit auf. Hinzu kommen viele exzellent ausgebildete Talente mit innovativem Knowhow sowie einem ausgeprägten „entrepreneurial spirit“. Israel sucht aber seinerseits nach Partnern, um Auslandsmärkte erschließen zu können. Besonders in den Bereichen Industrie 4.0, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz und natürlich Cyber – um nur einige zu nennen – können Deutschland und Israel daher kooperieren.

Die Gelegenheit, sich nach Partnern umzusehen und die gegenseitigen Beziehungen zu intensivieren, ist günstig. Das israelische Startup Ökosystem transformiert sich von der Startup-Nation zur Scaleup-Nation. Israelische Startups verfügen über marktreife Produkte in Hightech Sektoren, die der deutsche Mittelstand benötigt, und suchen Marktzugänge zur Skalierung, die der deutsche Mittelstand bietet. 

Die Herausforderungen von Globalisierung und Digitalisierung werden wir nur gemeinsam lösen können. Eine Kombination aus israelischem Know-how und deutscher Prozessintelligenz und Marktstärke bietet hierbei die Möglichkeit, 'das Beste aus zwei Welten' miteinander zu verbinden.

Stephan Vopel, Israel-Experte der Bertelsmann Stiftung

Wir haben uns gefragt: Warum nutzen beide Seiten das Potential zur Zusammenarbeit bisher nur wenig?

Ein Kernergebnis unserer Studie besagt: Es fehlt derzeit an a) Transparenz über potentielle Partnerunternehmen und erfolgversprechende Industrien; b) an Zugang zu beiden Ökosystemen und c) an Zeit und notwendiger Kompetenz in der Suche nach Partnern, um das Potential der Zusammenarbeit zu realisieren.

Ein weiteres Kernergebnis unserer Studie: Beide Seiten müssen transparent bezüglich ihrer Motivation für eine Zusammenarbeit sein, sowie bestimmte Voraussetzungen erfüllen:

In einer umfassenden Marktanalyse bestehender Netzwerkinstrumente haben wir zudem festgestellt: Es existieren zwar verschiedene Plattformen in analoger Form wie Messen, Inkubatoren, Acceleratoren und Meetups zur Vernetzung mittelständischer Unternehmen und Startups. Jedoch ist dieser Markt zurzeit noch sehr fragmentiert, wenig digitalisiert und damit nicht skalierungsfähig. Zudem existieren bisher keine spezifischen Instrumente zur Vernetzung des deutschen Mittelstands mit israelischen Startups.

Der deutsche Mittelstand und israelische Startups benötigen Orte zur gegenseitigen Vernetzung. Digitale und analoge Plattformen müssen das Ziel haben, nicht nur kurzfristig zu informieren, sondern langfristige Kooperationen und gemeinsame Projekte zwischen deutschem Mittelstand und israelischen Startups anzustoßen.

Dr. Markus Gick, Innovations-Experte der Bertelsmann Stiftung

Deshalb empfehlen wir, eine Plattform zum Innovationsaustausch aufzubauen, die mit digitalen und analogen Elementen Transparenz und Zugang zu möglichen Partnern schafft, sowie in einem kuratierten Prozess gezieltes Matchmaking betreibt.

Auf Basis einer Analyse bestehender Plattformen und Interviews mit den potentiellen Kunden – mittelständische Unternehmen und israelische Startups –  wurden die grundlegenden Bausteine einer solchen Plattform identifiziert:

  1. Aufbau einer digitalen Datenbank mit öffentlich zugänglichen Unternehmensprofilen, Kontaktdaten und einem kuratierten Mitgliederbereich, um Scouting zu erleichtern
  2. Anbindung der Datenbank an bestehende Datenbanken, um Datenaustausch zu ermöglichen
  3. Verknüpfung mit bestehenden Partnernetzwerken aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um Reichweite zu generieren und Netzwerkeffekte zu nutzen
  4. Angebot spezifischer Matching-Angebote wie Innovation-Challenges, um bedarfsorientiert den perfekten Partner zu finden.
  5. Aufbau eines digitalen Nachrichten-Portals, um Beispiele gelungener Kooperationen zu veröffentlichen.

Viele vorgeschlagene Elemente einer solchen Innovationsplattform sind generisch und können auf die Vernetzung anderer Mittelstandsregionen und mit Ländern wie China oder Indien sowie auf andere Industrien und Dienstleistungen transferiert und skaliert werden. Eine „German-Israeli Innovation Plattform“ kann somit als Blaupause für andere Innovationsplattformen dienen.