Im Garten eines Privathauses im US-Bundesstaat Iowa ist bei Nacht ein beleuchtetes großes Porträt von Donald Trump zu sehen, das den Gartenzaun überragt.

Was uns Iowa über Trumps Wiederwahl-Chancen sagt

Der anhaltende Handelskrieg könnte zur größten Belastung für US-Präsident Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl in diesem Jahr werden. Viele Leidtragende des Konflikts sind Trump-Anhänger, insbesondere in den wahlentscheidenden Bundesstaaten wie etwa Pennsylvania, Ohio und Iowa. Doch auch die oppositionellen Demokraten zeigen vor Ort Schwächen, wie Emily Hruban, Managerin für transatlantische Beziehungen bei der Bertelsmann Foundation in Washington, D.C., beobachtet hat.

Die Präsidentschaftswahlen sind in den Vereinigten Staaten ein langer, schleppender Prozess. Seit mehr als einem Jahr führen über zwei Dutzend demokratische Kandidaten im ganzen Land Wahlkampf. Sie versuchen, Stimmen zu gewinnen, die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen und Spendengelder zu sammeln. Die Kandidaten müssen zunächst ihre Parteikollegen in den viermonatigen Vorwahlen schlagen, um bei der tatsächlichen Präsidentschaftswahl im November gegen Präsident Trump antreten zu können.

Iowa ist traditionell der erste Staat, der an diesem Prozess teilnimmt. Als sich die demokratischen Wähler Iowas am 3. Februar in Schulsporthallen und Gemeindezentren versammelten, waren Senator Bernie Sanders und Bürgermeister Pete Buttigieg klare Spitzenreiter.

Sanders ging am vergangenen Dienstag auch aus der Vorwahl in New Hampshire als Sieger hervor, dicht gefolgt von Pete Buttigieg. Diese frühen Wahlerfolge geben Sanders und Buttigieg Rückenwind für das Rennen zum Weißen Haus.

Die ersten Staaten haben besonderes Gewicht

Obwohl alle US-Bundesstaaten am Vorwahlprozess teilnehmen, haben Iowa und New Hampshire eine besonders starke Stimme. Das liegt daran, dass der Erfolg in den frühen Staaten zu höheren Spenden, mehr Berichterstattung in den Medien und gesteigerter Unterstützung durch die Wähler in den späteren Vorwahlen führt.

Angesichts der Bedeutung Iowas verbringen die Kandidaten hunderte Stunden an verschiedensten Orten des Bundesstaates und versuchen, die Wähler bei Kundgebungen, Grillpartys und anderen Veranstaltungen zu überzeugen. In diesem Jahr gaben die demokratischen Kandidaten zusammen 45 Millionen Dollar für Werbung in Iowa aus.  Die Kandidaten reisen in die entlegensten und ländlichsten Winkel Iowas, wobei einige – wie Senatorin Amy Klobuchar – alle 99 Counties des Staates besuchen.

Trotz ihrer Bemühungen gelang es den Kandidaten jedoch nicht, die Wähler in Iowa in großer Zahl zu mobilisieren.  Die geringe Wahlbeteiligung lässt vermuten, dass die oder der noch zu bestimmende demokratische Kandidatin oder Kandidat Probleme bekommen könnte, die Parteibasis bei den Wahlen im November in Fahrt zu bringen.

Die Demokraten als Alternative?

Den demokratischen Kandidaten fiel es ihnen schwer, aus Trumps Achillesferse – dem anhaltenden Handelskrieg – Kapital zu schlagen, um Wähler zurückzugewinnen. Iowa besteht zu 90 Prozent aus Ackerland und ist besonders von Chinas Vergeltungszöllen auf Sojabohnen betroffen.

Trotz der finanziellen Auswirkungen auf ihre eigenen Betriebe unterstützen viele Bauern den Präsidenten und seinen Handelskrieg weiterhin. "Seit Jahren war es andersherum und China hatte die Oberhand", sagt Roger Elmore, Landwirt für Mais- und Sojabohnen. Er meint: "Wir sollten nicht untätig bleiben und auf uns herumtrampeln lassen."

Doch so sehr viele der Landwirte den Handelskrieg auch unterstützt haben, werden sie doch von den Strafzöllen in Mitleidenschaft gezogen. Diejenigen im ländlichen Iowa, die frustriert sind über das Tempo und die Unsicherheit der Handelsverhandlungen, sehen bei den Demokraten keine brauchbare Alternative zu Trump. Die Kandidaten betonen, wie wichtig es für sie ist, Trump zu schlagen, ein Gefühl, das in eher städtischen und linksgerichteten Gebieten gut funktioniert, bei den Landwirten aber eher Bedenken hervorruft.

"Ich höre nicht wirklich viel über die Themen, außer, dass sie nicht wollen, dass der Typ, der im Amt ist, im Amt bleibt", sagt Andy Michaels. "Wenn man sich alle mal anschaut, sagen sie doch nur, dass sie den Mann im Amt nicht mögen. Sie wollen ihn raus haben. Ich meine, sie sprechen nicht wirklich Themen an."

Vier weitere Jahre für Trump?

Von außen betrachtet könnte der Handelskonflikt als der größte Angriffspunkt von Präsident Trump erscheinen, insbesondere in den betroffenen Swing States wie Iowa, Ohio und Pennsylvania.

Das Unvermögen der Kandidaten, die Meinung gut informierter, direkt vom Handelskrieg betroffener Landwirte zu ändern, lässt jedoch vermuten, dass sie in anderen Swing States ähnliche Schwierigkeiten haben könnten. Diese Staaten müssten sie aber für einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen im Herbst dieses Jahres für sich gewinnen. Die niedrige Wahlbeteiligung bei den Vorwahlen in Iowa scheint dies zu bestätigen.

Sie können die vollständige Analyse von Emily Hruban hier herunterladen oder hier im englischen Original nachlesen.