Donald Trump steht auf einer seiner Wahlkampfveranstaltungen am Rednerpult und zieht ein grimmiges Gesicht.

In Europa hätte Donald Trump keine Chance

Vor der US-Wahl am 3. November hat eupinions, das europäische Meinungsforschungs-Instrument unserer Stiftung, die Bürger der Europäischen Union gefragt, welchem der amerikanischen
Präsidentschaftskandidaten sie ihre Stimme geben würden. Das Ergebnis ist eindeutig – mit nur einer Ausnahme.

Stünde US-Präsident Donald Trump am 3. November in der Europäischen Union zur Wahl, er hätte keine Chance. Nur 17 Prozent der EU-Bürger würden für den amtierenden Präsidenten stimmen, 45 Prozent der Wähler gäben ihre Stimme dem Herausforderer und früheren Vizepräsidenten, Joe Biden. 38 Prozent würden hinter keinem der beiden Kandidaten ihr Kreuzchen setzen.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von eupinions. Befragt wurden 13.808 Menschen in allen EU-Staaten. Die Daten der Erhebung sind repräsentativ für die EU insgesamt, sowie für die sieben EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande und Polen.

Am schlechtesten schneidet Präsident Trump in Deutschland ab. Hier bekäme er nur zehn Prozent der Stimmen, während sein Herausforderer Biden 56 Prozent für sich verbuchen könnte. Auch in allen anderen EU-Staaten hätte Trump das Nachsehen – mit einer Ausnahme. In Polen liegt Trump acht Prozent vor Biden. Allerdings sind die Zustimmungswerte für beide eher schwach. Trump bekäme 38 Prozent der Stimmen, Biden 30 Prozent.

Vertrauen in die amerikanische Demokratie ist nachhaltig erschüttert

Das europäische Vertrauen in die amerikanische Demokratie ist nicht sonderlich groß. 52 Prozent der Europäer sagen, dass die Demokratie US-amerikanischer Prägung dysfunktional ist. Die Deutschen sind noch entschiedener, hier stellen sogar 61 Prozent dem System der Vereinigten Staaten ein schlechtes Zeugnis aus. Aber auch hier bildet Polen die Ausnahme. Hier finden 77 Prozent der Befragten, dass die amerikanische Demokratie gut funktioniert.

US-Präsident Trumps Wahlkampfspruch vor vier Jahren war "Make America great again". Dass Amerika heute tatsächlich "great" ist, verneinen dennoch 67 Prozent der Europäer. Immerhin: 15 Prozent der befragten EU-Bürger nennen – nach den anderen Mitgliedstaaten der EU – die USA als wichtigsten Partner ihres Landes. Dahinter rangiert dann China mit einigem Abstand bei fünf Prozent.

USA und Europa bleiben wichtige Partner – egal, wer die Wahl gewinnt

"Vier Jahre Trump-Regierung haben bei den EU-Bürgern Spuren hinterlassen. Sie anerkennen die Wichtigkeit der transatlantischen Beziehung, sind aber nüchtern in ihrer Einschätzung, was diese zusammenhält", sagt Isabell Hoffmann, Co-Autorin des eupinions briefs. "Das gilt auch für die Polen, die – gleichwohl sie aus historischer Erfahrung heraus eine enge Verbindung zu den USA suchen – den aktuellen Präsidenten der USA weniger unterstützen als zu Beginn seiner Amtszeit."

Die Europäer sind während der US-Wahl zum Zuschauen verdammt. Doch auch wenn sie den Ausgang der Wahl nicht beeinflussen können, so müssen sie doch aus den vergangenen vier Jahren die Erkenntnis ziehen, dass es in ihrem Interesse ist, künftig weniger auf die USA angewiesen zu sein. "Die EU muss nach innen stabil und nach außen so durchsetzungsfähig werden, dass sie ihre Probleme auch alleine lösen kann", sagt Isabell Hoffmann. "Das stärkt ihre Position, entlastet das Verhältnis zu den USA und schafft Raum, die großen Herausforderungen – Klimawandel, Digitalisierung, Aufstieg Chinas – gemeinsam anzugehen. In einer globalisierten Welt braucht Europa die USA. Aber auch die USA sind auf ein stabiles transatlantisches Bündnis angewiesen – ganz gleich, welcher Kandidat die Wahl gewinnt."