Stiftung arbeitet an Lösungen für drängende Probleme

Im vergangenen Jahr hat die Bertelsmann Stiftung rund 78 Millionen Euro für ihre gemeinnützigen Projekte ausgegeben. Die Jahrespressekonferenz am 5. Mai zeigte auf, was mit den Mitteln erreicht wurde. Zukünftig wird sich die Stiftung verstärkt an den weltweiten Megatrends soziale Ungleichheit, Digitalisierung, demographischer Wandel und Globalisierung orientieren.

Seit ihrem Bestehen hat die Bertelsmann Stiftung rund 1,2 Milliarden Euro für gemeinnützige Arbeit in den Themenfeldern Bildung, Demokratie, Gesellschaft, Gesundheit, Kultur und Wirtschaft ausgegeben. Im vergangenen Jahr gab die Stiftung insgesamt 78 Millionen Euro für Projekte, Studien und Veranstaltungen aus, um in der Öffentlichkeit Debatten und Impulse für nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen anzuregen. Im laufenden Geschäftsjahr steht ein Etat von zirka 70 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung.

Vier globale Megatrends wurden identifiziert, die besonderen Einfluss auf die Stiftungsarbeit haben und zukünftig stärker berücksichtigt werden sollen: Globalisierung, demographischer Wandel, Digitalisierung und wachsende soziale Ungleichheit.

Diese weltumspannenden Phänomene dürfe man nicht nur einzeln betrachten, sondern müsse sie auch in ihrem gegenseitigen Zusammenwirken sehen, so Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, auf der Jahrespressekonferenz am 5. Mai.

„Wir leben in einer Welt, die gestaltet werden will und kann.“

Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung

Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken - Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen

Auch die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Liz Mohn wies auf die weltweiten Umbrüche hin. Werte wie Vertrauen und Menschlichkeit, Offenheit und Toleranz, Verantwortung und Gemeinschaft seien hier besonders wichtig. Sie hielten die Gesellschaften zusammen und schafften eine Brücke der Verständigung über Sprachen und Grenzen hinweg.

Die nach wie vor hohe Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa muss laut Liz Mohn entschieden angegangen werden. Deshalb habe die Fundación Bertelsmann in Barcelona im vergangenen Jahr ein Projekt zur Berufsbildung und Beschäftigung von Jugendlichen begonnen. Ziel sei die Stärkung der dualen Ausbildung in Spanien.

„Ohne eine Ausbildung und einen Beruf geht eine ganze Generation verloren. Die Bertelsmann Stiftung möchte hier mit Projekten gezielt gegensteuern und Hilfe leisten.“

Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung

In ihrem Ausblick auf 2016 kündigte Liz Mohn an, der Reinhard Mohn Preis werde im kommenden Jahr zum Thema "Verantwortungsvolles Unternehmertum" vergeben. Man suche eine Unternehmerpersönlichkeit, die nachhaltig erfolgreiches und gesellschaftlich verantwortliches Unternehmertum lebt und Vorbildcharakter für Deutschland besitzt.

Kommunen finanziell entlasten

Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, nahm die Finanzkrise der Kommunen und intelligentere Zukunftsinvestitionen zur Finanzierung sozialer Projekte in den Fokus. Sie appellierte, Kommunen bei den galoppierenden Sozialausgaben zu entlasten.

„Durch die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen ergeben sich jetzt große Chancen für eine Lösung der kommunalen Finanzkrisen. Wir werden in Kürze einen Handlungsvorschlag für eine strukturelle, dauerhafte und zielgerichtete Hilfe des Bundes vorlegen.“

Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung

Mit ihrem Projekt "Social Investment – Wirkungsorientierte Finanzierung für gesellschaftliche Herausforderungen" untersucht die Bertelsmann Stiftung den gezielten Einsatz von Privatkapital im Sozialsektor. Das Projekt soll die Handlungsfähigkeit von sozialen Organisationen stärken und zugleich die öffentlichen Kassen entlasten.

Für ein verständliches und nachhaltiges Einwanderungsgesetz

Stiftungsvorstand Jörg Dräger griff das Thema faire Migration auf, das in diesem Jahr Gegenstand des Reinhard Mohn Preises ist, der höchsten Auszeichnung der Stiftung. Das Thema lautet: "A Fair Deal on Talent – Wie gestalten wir Migration gerecht?"

In den letzten Monaten habe die Stiftung gezeigt, dass Deutschland von Einwanderung profitiere und Zuwanderer mehr an Sozialabgaben und Steuern einzahlten als sie an Leistungen bezögen, so Dräger. Der Beitrag von Migranten zu den öffentlichen Haushalten würde sogar deutlich steigen, wenn sich ihr Bildungs- und Qualifikationsniveau erhöhen ließe. Das könne durch eine bessere Steuerung der Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten und durch bessere Aus- und Weiterbildung der hier lebenden Migranten erreicht werden. Hier sieht Dräger die Politik in der Pflicht.

„Unser Haus wird sich künftig auch vertieft mit der Flüchtlingsfrage beschäftigen und untersuchen, wie die Arbeitsmarktintegration von Menschen auf der Flucht verbessert werden kann.“

Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung

Jörg Dräger erneuerte die Forderung nach einem verständlichen und nachhaltigen Einwanderungsgesetz. Nötig seien Perspektiven für langfristigen Aufenthalt und zügige Einbürgerung. Gleichzeitig müsse man einen fairen Interessenausgleich mit den Ländern anstreben, aus denen Fachkräfte kommen.