Eine junge Frau und ein junger Mann stehen vor einer Glaswand, an der Notizen hängen.

Ein Leben ohne Arbeit ist keine Alternative

Unsere Arbeitswelt ist im Wandel. Trends wie Globalisierung, Digitalisierung oder der demographische Wandel stellen sie vor vielfältige Herausforderungen. Wie sehen die deutschen Erwerbstätigen die Berufswelt und welchen Stellenwert nimmt Arbeit in ihrem Leben ein?

Nicht mehr zur Arbeit gehen zu müssen – das ist für mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland keine Alternative. Selbst wenn das Arbeitslosengeld sehr hoch wäre, würden fast drei Viertel jeden Morgen lieber den Arbeitsplatz aufsuchen als Transferleistungen zu beziehen. Auch ein hoher Geldgewinn wäre nur für 20 Prozent ein Grund, aus dem Berufsleben auszusteigen. Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung und des GfK Vereins.

Deutlich unterschiedliche Ansichten finden sich bei einem Vergleich der Geschlechter und des Alters. Fast 60 Prozent der Frauen, aber nur gut 50 Prozent der Männer würden im Falle finanzieller Zuwendungen oder eines Geldgewinns weiterarbeiten wollen. Außerdem sinkt mit zunehmendem Lebensalter die Motivation zur Berufsausübung ohne finanziellen Druck. Rund zwei Drittel der befragten jungen Erwerbstätigen im Alter zwischen 19 und 29 Jahren wären auch bei einem Geldgewinn weiter motiviert, zu arbeiten. Bei der Gruppe der befragten Beschäftigten zwischen 50 und 60 Jahren ist dies nur zu 43 Prozent der Fall.

Zuhause Abstand von der Arbeit zu haben und die Arbeitszeiten flexibel gestalten zu können ist vielen Deutschen ein wichtiges Anliegen.

Sicherer Arbeitsplatz ist für viele Deutsche ein Grundbedürfnis

Ein sicherer Job hat für rund zwei Drittel der Befragten auch zukünftig eine hohe Bedeutung. Im Vergleich zu anderen Lebensbereichen rangiert er mit 34 von 100 Punkten auf Platz zwei, nur übertroffen von Familie und Partnerschaft. Um die Arbeitsstelle dauerhaft behalten zu können ist eine Bereitschaft zur Weiterbildung wichtig. 62 Prozent der jüngeren Erwerbstätigen sind der Meinung, dass das Thema Weiterbildung wichtiger werden wird. Ältere Erwerbstätige sowie Befragte mit einem niedrigen Schulabschluss sehen dies nur zu 45 Prozent.

Doch nicht nur der Arbeitsplatz gewinnt an Wert. Auch die Bedeutung unbezahlter Arbeitsleistungen wie Hausarbeit und Pflege der Angehörigen nimmt zu, meint gut die Hälfte der Befragten. Nur 20 Prozent haben jedoch den Eindruck, dass diese Tätigkeiten in Deutschland genügend Anerkennung erfahren. Sie sehen dringenden politischen Handlungsbedarf, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entsprechend zu verbessern.

Zu diesem Ergebnis kommt auch die von der Bertelsmann Stiftung initiierte Expertenkommission "Arbeits- und Lebensperspektiven in Deutschland". Sie fordert Politik und Wirtschaft auf, ehrenamtliches und familiäres Engagement der Menschen zu fördern und nachhaltig zu unterstützen. Dies könne beispielsweise durch die Einrichtung von Lebensarbeitszeitkonten, die auch nicht bezahlte Arbeit erfassen, oder durch Initiativen von Unternehmen geschehen, die ihre Mitarbeiter unterstützen, sich gesellschaftlich zu engagieren.

Die komplette Umfrage finden Sie in der rechten Spalte.