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Staaten müssen mehr tun, um UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen

Armut und soziale Ungleichheit, Gewalt, Mangelernährung, schlechte Gesundheitsversorgung und Infrastruktur – nur einige der Probleme, vor denen die Weltgemeinschaft steht. Die im Herbst 2015 verabschiedeten UN-Nachhaltigkeitsziele machen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern klare Vorgaben. Doch nach knapp einem Jahr zeigt unser Index für 149 Staaten: Überall besteht noch dringender Handlungsbedarf.   

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Claudia Härterich
Project Manager

Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer haben noch einen weiten Weg vor sich, um die im vergangenen Herbst auf einem UN-Sondergipfel beschlossenen 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) zu erreichen. Während die Industriestaaten vor allem in den Bereichen verantwortungsvoller Konsum und internationale Entwicklungszusammenarbeit Versäumnisse aufholen müssen, scheitern viele Entwicklungsländer noch an grundlegenden Zielen, wie Hungerbekämpfung und Sicherheit. Das zeigt unser SDG-Index, der erstmals 149 Länder weltweit verglichen hat.

Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit dem renommierten Ökonomen und UN-Sonderberater Jeffrey Sachs und dem Sustainable Development Solutions Network (SDSN) der Vereinten Nationen. Am 20. Juli wurde sie in New York auf einer Nachhaltigkeitskonferenz der Vereinten Nationen vorgestellt und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon überreicht.

"Ich bin sicher, dass der SDG-Index von SDSN und Bertelsmann Stiftung einen wertvollen Beitrag leistet, um die Welt friedlicher, gerechter und nachhaltiger zu gestalten."

Ban Ki-moon, UN-Generalsekretär

Skandinavische Länder führen Ranking an – Schlusslichter kommen aus Afrika

Nicht die großen Volkswirtschaften, sondern kleine Länder erfüllen die Nachhaltigkeitsziele der UN bislang am ehesten: Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland führen das Länderranking an. Die USA und China landen nur auf den Plätzen 25 und 76. Am Ende der Liste befinden sich fast ausschließlich afrikanische Entwicklungsländer, wie die Zentralafrikanische Republik und Liberia.

Beim Erfüllen der UN-Nachhaltigkeitsziele hinken einige bevölkerungsreiche Staaten wie die USA, Russland, China und Indien noch hinterher.

Deutschland unter den Top-Ten, aber noch mit vielen Baustellen

Deutschland belegt im weltweiten Ranking den 6. Platz hinter der Schweiz und den skandinavischen Ländern und liegt mit rund 81 Punkten acht Punkte über dem OECD-Durchschnitt. Zusammen mit Großbritannien (10. Platz) ist es das einzige Land der G7-Staaten unter den Top Ten. Dies und das mittelmäßige bis schlechte Abschneiden anderer Industriestaaten zeigt: Die großen Volkswirtschaften haben beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele noch viel Luft nach oben. Um Vorbild für Entwicklungs- und Schwellenländer sein zu können, müssen sie noch mehr in Bereiche, wie internationale Zusammenarbeit, Infrastruktur, Klimaschutz und Artenvielfalt investieren.

"Auf Worte müssen Taten folgen: Die Staats- und Regierungschefs haben beim historischen UN-Gipfel im letzten Jahr ambitionierte Ziele vorgegeben. Nun müssen alle auch ihre Hausaufgaben erledigen, damit wir bis 2030 die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen."

Aart De Geus, Vorsitzender des Vorstands der Bertelsmann Stiftung

Bei den 17 definierten Nachhaltigkeitszielen steht Deutschland im globalen Vergleich gut da - zum Beispiel bei der Armutsbekämpfung. Dennoch wächst auch in der Bundesrepublik die soziale Ungleichheit: Die einkommensstärksten 10 Prozent der Bevölkerung verdienen zusammen mehr als die einkommensschwächsten 40 Prozent.

Bei der Entwicklungshilfe erreicht Deutschland den Zielwert noch nicht. Außerdem hinkt Europas größte Volkswirtschaft beim mobilen Internetzugang hinterher. Nur wenige europäische Nachbarn schneiden in dieser Kategorie noch schlechter ab. Auch der CO2-Ausstoß ist in Deutschland mit rund 9 Tonnen pro Kopf zwar deutlich geringer als beispielsweise in den USA (17 Tonnen), aber immer noch höher als in vergleichbaren Staaten wie Großbritannien und Frankreich (7,1 bzw. 5,2 Tonnen).

Afrika, Süd- und Mittelamerika und Asien: Zahlreiche Probleme und Herausforderungen

Während die Industriestaaten vor allem in den Bereichen verantwortungsvoller Konsum und inter-nationale Entwicklungszusammenarbeit Versäumnisse aufholen müssen, steht eine Reihe von Entwicklungsländern – vor allem in Afrika – vor grundlegenden Problemen, wie extremer Armut, Gewalt und Mangelernährung. Auch staatliche Dienstleistungen, wie der Zugang zu Bildung, die Instandhaltung der Infrastruktur oder die Gesundheitsversorgung, sind hier teilweise nur im Ansatz ausgeprägt.

In einigen süd- und mittelamerikanischen Staaten wie Mexiko oder Bolivien wiederum sind extreme soziale Ungleichheit und die weitverbreitete Gewalt eine große Belastung. Außerdem schneiden sie in den Bereichen Gesundheitsversorgung und Bildung schlecht ab.

Aufgrund ihrer zuletzt starken wirtschaftlichen Entwicklung überholten einige asiatische Staaten eine Vielzahl afrikanischer, süd- und mittelamerikanischer Schwellen- und Entwicklungsländer. Doch auch sie haben noch großen Nachholbedarf – insbesondere bei Gesundheitsstandards und dem allgemeinen Zugang zu Bildung.

"Der SDG-Index mit seinem klaren Rankingsystem soll den Staaten helfen, ihren individuellen Weg zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zu finden und zu gehen."

Jeffrey Sachs, UN-Sonderberater und Direktor des SDSN

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Studienergebnisse finden Sie hier (in Englisch). Länderrankings und Detailergebnissen für alle 149 untersuchten Staaten stehen Ihnen unter www.sdgindex.org zur Verfügung. Wo steht Ihr Land im SDG-Ranking? Finden Sie es heraus mit unserer interaktiven Karte.