Lehrerin schreibt etwas an eine Tafel.

Warum das Ideal der Bildungspartnerschaft hinterfragt werden sollte

Bildungs- und Erziehungspartnerschaften werden derzeit allseits gefordert. Zum Wohle der Kinder sollen Mütter und Väter mit Lehr- und Fachkräften in Kita und Schule auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Warum das schwierig und mitunter sogar problematisch ist, zeigt eine Studie.

 

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Antje Funcke
Senior Expert Familie und Bildung
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Mirjam Stierle
Project Manager

Inhalt

Die Familie ist für Kinder nach wie vor der zentrale Ort des Aufwachsens. Gleichzeitig spielen Bildungsinstitutionen eine immer größere Rolle im Leben der Kinder. Die allerorts erhobene Forderung, dass Eltern, Erzieherinnen und Lehrer partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammenarbeiten sollen, erscheint daher sehr einleuchtend. Denn wenn die Lebenswelten von Kindern gut ineinandergreifen und Eltern und Lehrkräfte an einem Strang ziehen, können Bildungsungleichheiten abgebaut werden, so die Hoffnung.

Bildungs- und Erziehungspartnerschaft – noch viele offene Fragen

Wie sieht aber die praktische Umsetzung in Kitas und Grundschulen aus? Welche Wirkungen zeigen die Bemühungen um die sogenannten Bildungs- und Erziehungspartnerschaften? Welche Anforderungen ergeben sich daraus für Mütter und Väter, aber auch für die Fachkräfte in den Institutionen? Wie sehen die Kinder eigentlich die Partnerschaft zwischen Familie und Kita/Schule? Auf diese Fragen gibt es bisher nur wenig Antworten. Das zeigt die Studie von Tanja Betz, Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie stellt kritische Fragen an das Ideal der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, benennt Probleme und Herausforderungen des Konzeptes und liefert Hinweise, wo dringend weitere Forschung notwendig ist. 

Zusammenarbeit auf Augenhöhe – geht das überhaupt?

Tanja Betz arbeitet u.a. heraus, dass

·         an der Schnittstelle zwischen Familien und Bildungsinstitutionen kaum
           gleichberechtigte Partner mit deckungsgleichen Zielen aufeinandertreffen,

·         eine "Machtteilung", wie sie die Standards guter Zusammenarbeit fordern, kaum
           vorstellbar und auch nicht wirklich gewünscht ist,

·         die Rollen und Motive von Müttern und Vätern sowie Lehr- und Fachkräften
           unterschiedlich sind und

·         sowohl auf Seiten der Eltern als auch der Fachkräfte oftmals Zeit und Mut für
           intensive Kontakte und eine Reflektion des Austauschs fehlt.

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Wie kann Zusammenarbeit gelingen?

Die Ergebnisse regen dazu an, die wichtige Schnittstelle zwischen Familien und Bildungsinstitutionen näher zu beleuchten. Es gilt die Akteure und ihre Hintergründe, Einstellungen und Orientierungen genauer in den Blick zu nehmen. Aber auch die Frage nach notwendigen Rahmenbedingungen für eine gelingende Zusammenarbeit im Alltag stellt sich. Darüber hinaus rückt die Studie die Kinder in den Mittelpunkt: Denn die Kinder spielen in der bisherigen Debatte noch keine (eigenständige) Rolle.

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